Der zwölfte Mann

Als ich noch für SV Hirschstetten im Nachwuchs spielte, sagte der Trainer vor dem Match einmal zu uns: "Jungs, heute dürft ihr in den Dressen der Kampfmannschaft spielen. Aber wenn ihr heute nicht gewinnt, dann lauft ihr in Zukunft in Fetzen raus!"

Als inzwischen zum Trainer der Kampfmannschaft Beförderter, dürften seine Drohungen nun Gestalt angenommen haben. Als es am Freitag auf der hohen Warte nach 45 Minuten immer noch 0:0 stand und die Meisterschaft der Oberliga B endgültig, in weite Ferne gerückt zu sein schien, trauten die wenigen noch treuen, mitgereisten, hirschstettner Fans ihren Augen kaum, als die Mannschaft in alten, zerlumpten Dressen aus der Kabine humpelte. Für mich bedeutete das, mich auf die rechte Seite zu setzen und mehrmals ein "HeyHo Let's Go! First Vienna!" von mir zu geben, um nicht mit der "Caritastruppe" in Verbindung gebracht zu werden. Prompt führten meine Anfeuerungsrufe, die ich mehr aus Scham vor der Eigenen, als aus Begeisterung vor der Heimmannschaft von mir gab, dazu, dass die anderen Viennafans auf den Geschmack kamen und mit anfeuerten, was wieder dazu führte, dass die Vienna binnen kürzester Zeit auf 2:0 stellte, womit der Zug zum Meistertitel nun wirklich abgefahren war. Am Ende war die Mannschaft am Boden zerstört. Können einem wirklich leid tun, die Jungs!